Sehr viele der in meiner Praxis vorgestellten Hunde leiden unter Inkontinenz. Ursachen für Inkontinenz beim Hund können sehr vielseitig sein und sollten natürlich vom Tierarzt abgeklärt werden. Neben einer Blasenentzündung müssen auch angeborene Missbildungen, Blasensteine, eine neurologische Erkrankung, tumoröse Zubildungen oder auch hormonelle Dysbalancen nach der Kastration als Ursache in Betracht gezogen werden.
Häufig können einige wenige osteopathische Behandlungen jedoch Abhilfe schaffen und der Inkontinenz entgegenwirken. Warum das so ist, möchte ich in diesem Artikel kurz erklären.

Die Blase kann man sich als Muskelsack aus mehreren Schichten in einer Art Luftballonform vorstellen. Der Blasenhals wird mit weiteren Muskelringen verschlossen. Diese Muskeln werden wie alle Muskeln von Nerven innerviert, die das Rückenmark in der Wirbelsäule zwischen den Wirbeln durch die Wirbellöcher verlassen.
Der Bereich, in dem die Nerven für die Blaseninnervation austreten, liegt beim Hund auf Höhe der ersten Lendenwirbel (L1–4, N. hypogastricus) und im Bereich des Kreuzbeins (S1–3, Nn. pelvini und N. pudendus). Nach dem Austritt aus dem Wirbelkanal führen die Nerven wie kleine Kabel, vorbei an Muskulatur und durch Bindegewebsschichten, bis zu ihrem Ziel, der Blase. Dort lösen sie unter anderem Anspannung und Entspannung der Muskulatur aus, um gezieltes Einhalten oder Absetzen von Urin möglich zu machen.
Werden die Nerven auf ihrem Weg jedoch irgendwo komprimiert, z.B. durch eine Blockade eines Wirbelsegments bei seinem Austritt durch das Wirbelloch, oder ist ihre Gleitfähigkeit, z.B. durch eine erhöhte muskuläre oder fasziale Spannung eingeschränkt, ist auch die Nervenleitung beeinträchtigt und so kann dieser hochkomplexe Vorgang nicht mehr korrekt ausgeführt werden.
Aber auch die Blase selbst, ebenso wie die Nieren, welche in enger Beziehung zur Blase stehen, führen eine gewisse Eigenbewegung aus und bewegen sich im umliegenden Gewebe. Ist ein Organ in seiner Beweglichkeit eingeschränkt, kann es seine Aufgabe ebenso nicht mehr einwandfrei ausführen.
Bei einer osteopathischen Behandlung versucht man genau diese Dysbalancen aufzuspüren und mit feinen manuellen Techniken zu behandeln. So kann eine optimale Beweglichkeit und Versorgung aller Strukturen wieder hergestellt werden. Ein Behandlungsversuch zahlt sich bei Inkontinenz auf jeden Fall aus!