Kinesiotaping in der Tierphysiotherapie

July 06, 2018

Immer häufiger sieht man bunt beklebte Pferdehinterteile, aber auch Hunde mit kleinen blauen oder pinken Streifen sind keine Seltenheit mehr. In meinem mobilen Praxiskoffer habe ich immer zwei, drei Rollen dabei, die besonders in der Pferdephysiotherapie, ergänzend zu anderen Behandlungstechniken, wie zum Beispiel Massagen, manuelle Therapie, Lymphdrainage u. Ä., häufig zum Einsatz kommen.

Wie diese Tapes wirken, wann und warum sie angebracht werden können, möchte ich im Folgenden kurz für euch zusammenfassen.

Das Kineso-Tape

Der Begriff Kinesio-Tape bedeutet so viel wie „Bewegungs-Band“. Anders als herkömmliche Klebebandagen, besteht das kinetische Tape aus elastischen Baumwollfasern und ahmt die Hautbeschaffenheit nach. Dadurch werden die Beweglichkeit und die Mikrozirkulation nicht einschränkt. Sinusförmige Aussparungen auf der Tapeunterseite ermöglichen Luft- und Flüssigkeitsdurchlässigkeit.

Wikungsweise

Kinesiologische Tapes werden auf dem Fell bzw. der Haut des Tieres aufgeklebt. Die oberste Hautschicht wird durch das elastische Tape angehoben, wodurch der Blut- und Lymphfluss zwischen den Hautschichten verbessert wird. 

Bei jeder Bewegung des Tieres wird entsprechend der Klebetechnik ein feiner Impuls an die Hautrezeptoren abgegeben. Ähnlich wie bei der Akupressur werden dadurch der neuronale Regelkreis und damit die Schmerzleitung, der Muskeltonus und die Koordination beeinflusst. Ziel dieser Behandlungsmethode ist es körpereigene Heilungsprozesse zu unterstützen und so physiologische Bewegungsmuster wieder zu erlangen. 

Die Wirkung des Kinesiotapings ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig belegt. In der praktischen Erfahrung zeigten sich in den gut 30 Jahren nach der Erfindung durch den japanischen Chiropraktiker Kenzo Kase jedoch gute Erfolge.

 Wirkung im Überblick

  • Schmerzreduktion
  • Lösen von Faszienverklebungen
  • Steigerung der Mikrozirkulation
  • Aktivierung des lymphatischen Systems
  • Aktivierungen des endogenen analgetischen Systems
  • Beeinflussung von Koordination und Körperwahrnehmung
  • Unterstützung der Gelenkfunktion
  • Stützung von Bändern und Sehnen 
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Die richtige Klebeweise macht’s

Die Wirkung eines Tapes wird maßgeblich von der Anlagetechnik, also der Zugstärke, Zugrichtung und der Klebetechnik, beeinflusst. Je nach Behandlungsziel wird auf unterschiedlichen Techniken, wie z.B. tonisierende oder detonisierende Muskeltechniken, Ligamenten-, Faszien-, Korrektur-, oder Lymphtechniken zurückgegriffen.

Was hat es mit den Farben auf sich?

Neben der richtigen Anlagetechnik spielt auch die gewählte Tapefarbe eine Rolle. Nach der Lehre der Farbtherapie wirken kühle Farben wie Blau und Grün eher beruhigend, harmonisierend, abschwellend und schmerzlindernd, während warme Farben wie Rot, Orange oder Magenta den Stoffwechsel anregen, vitalisieren und tonisierend auf die Muskulatur wirken.

Einsatzbereiche

Eingesetzt wird das Kinesiotape unter anderem bei Muskelverspannungen, bei Bewegungseinschränkungen, zur Lymphdrainage, bei instabilen Gelenken, oder bei Schon- und Fehlstellungen. Aber auch zur Verbesserung der Propriozeption, z.B. bei neurologischen Patienten, können Tapes, zur Unterstützung anderer physiotherapeutischen Maßnahmen eingesetzt werden.

Haften bleibt das Tape bei Tieren mit kurzem Fell in der Regel zwischen einem und sieben Tagen. Dadurch ist das Kinesiotaping eine wertvolle Ergänzung zur Arbeit des Therapeuten, da das Tape nach der manuellen Behandlung noch über einen längeren Zeitraum wirkt.